
Heute Morgen noch habe ich überlegt, wie ich frei und völlig von der Leber weg, einfach und unkompliziert und dennoch von Herzen einen neuen Blogeintrag gestalten kann. Und im Laufe des Tages ergab sich dann in einer Instagram-Gruppe aus diversen Fotografen und Fotografinnen das Thema „nackt“ und „Akt“. Und warum nackte Haut immer wieder zieht. Warum nackte Haut Menschen dazu verleitet, dafür auf Künstlerportalen fürs „Glotzen“ zu bezahlen, wobei in meinen Augen richtige Künstler viel mehr Support (vor allem auch finanziellen) verdient hätten als jene, die einfach ein paar knackige Mädis ablichten. Aber das, das ist nur meine ganz persönliche Meinung. Wertschätzung in Form von Geld – ein anderes Thema. Das greife ich irgendwann mal auf. Nicht heute.

Heute geht es um die Frage: Wie nackt ist eigentlich nackt?
Zeigt nackte Haut wirklich den Menschen oder zeigt nackte Haut einfach eine weitere Oberfläche, die nichts mit wirklicher „Nacktheit“ zu tun hat? Warum fotografiere ich keine nackten Menschen bzw. zeige sie nicht. Oder zeige sie nicht offensichtlich? Es gab eine Zeit vor einigen Jahren, da hatte ich den sehr ungesunden Drang, ebenfalls mit Aktfotografie anzufangen. Denn nackte Haut bringt Klickzahlen. Nackte Haut bringt Follower. Nackte Haut bringt Reichweite. Und – wie oben schon erwähnt – auch Geld. Egal von welcher Seite aus betrachtet. Ich hab es versucht. Ausprobiert. Mit mehreren Menschen. Es sind teilweise auch schöne Bilder entstanden, aber wirklich warm wurde ich dennoch damit nie. Es war mir nie nackt genug. Ich hatte zwar viel Haut, aber viel zu wenig Emotion. Ich hatte zwar wenig Stoff beim Fotografieren zu beachten, dafür aber auch wenig Story. Wenig Geschichte. Wenig Persönlichkeit.

Und irgendwann habe ich mir die Frage gestellt, warum ich Nacktheit nicht als „interessant“ betrachten kann in der Fotografie. Denn keine Frage, es gibt begnadete Aktfotografen. Stefan Beutler, Andreas Jorns – nur um mal Zwei zu nennen, die in meinen Augen einfach das Händchen dafür haben. Provokante Künstler wie Pollo – auch sie mag ich. Weil fernab von Mainstream. Weil da für mich Kunst dahintersteckt… (Verlinkungen folgen unten). Eine sich in Raps oder auf Felsen räkelnde junge Dame, die am besten noch einzig alleine in Highheels gekleidet da so rumliegt – ich für meinen Teil verstehe den Sinn des Ganzen nicht.

2016 hat sich Fiodora ausgezogen. Und Astrid. Mit beiden sind Bilder entstanden, die ich nicht missen möchte. Und ein paar Bilder habe ich auch online gezeigt. Allerdings war die Nacktheit irgendwie immer in die Geschichte und in die Persönlichkeit des Models eingebunden. 2019 hat sich Daniela nackig gemacht. Mit all ihrem Sein. Ich war kurz davor, auf meinem PATREON-Account die komplett nackten Bilder zu veröffentlichen und das zu bewerben. Hätte mir ja vielleicht den ein oder anderen großzügigen Unterstützer eingebracht. Brüste & Co. Ich hab es gelassen. Denn das ist es mir nicht wert. Online sieht man jene, die verdeckt sind. Und sie wären nicht anders geworden, hätte Daniela mehr Stoff getragen. 2019 gab es ein weitere Shooting, bei dem tatsächlich Bilder ohne Stoff entstanden sind. Detailreiche Bilder. Aus der Situation heraus. Und sie gefallen mir. Hier entstand für mich selber eine Momentaufnahme, die mir und auch der lieben Frau, die darauf nicht zu erkennen ist, viel bedeutet. Aus verschiedenen Gründen.
Ihr seht – ganz verweigere ich mich nicht. Aber dennoch beschäftigt mich diese Frage.

Wie nackt ist eigentlich nackt?
Nackt bedeutet für mich Vertrauen und Emotionen. Nicht nur nackte Haut. Nackt bedeutet für mich Intimität auf Gesprächsebene während eines Shootings. Und zwar nicht über Erlebnisse die privat bleiben sollten – sondern darüber, was bewegt. Was berührt. Ängste, Zweifel, Liebe und Freude. Und die gezeigt zu kriegen – das ist für mich selber mehr nackt, als jeder nackter Körper. Seelenstriptease über Gesichtsausdrücke berühren mich so viel mehr, als Rundungen, die zwar gut positioniert worden sind, die aber keinerlei Botschaft bringen außer der von „sex sells“.
Ich verurteile hier niemanden. Und es soll und darf jeder so machen, wie er*sie möchte. Dies an der Stelle, bevor sich manch ein Mensch da draußen wiedermal durch meine Worte auf den Schlips getreten fühlt. Mein Blog, meine Eindrücke. Mein Blog, meine Meinung. Und wer sich für mich und meine Ansichten interessiert, der*die wird verstehen, dass ich hier von MEINER Meinung spreche.
Nackt – das mach ich mich hier auf meine ganz eigene Art und Weise gerade auch. Ich zieh mich aber nicht aus dafür…
„Meine“ Mädels:
Fiodora – https://www.model-kartei.de/portfolios/model/338139/fiodora
Astrid – https://www.instagram.com/vinloveslife
Daniela – https://www.instagram.com/medusas.child
Meine Kamera: https://amzn.to/2uRj0Ks
Mein Objektiv: https://amzn.to/37wvSDj
Mein mobiles Objektivset fürs Handy: https://amzn.to/2UYZxlH
Meine Schminke für die Sets: https://amzn.to/2u7mjNt
Mein Grafiktablet: https://amzn.to/2UZLqws
Stefan Beutler: https://www.instagram.com/stefan_beutler/
Andreas Jorns: https://www.instagram.com/andreasjorns/
Pollo: https://www.instagram.com/justpollo_/

Wundervoll geschrieben!
Ich sehe es sehr ähnlich und trenne Akt-Fotografie tatsächlich in zwei Kategorien. Geil und Emotional.
Irgendwie ist es genau das. Das eine dient den Klicks, der Nacktheit und dem Spiel der Erregung und dem Sexuellen.
Aber emotionale Akt-Fotografie ist mehr. Auch diese kann erregen, aber sie erzählt eine Geschichte und will mehr sein, als nur der
kurze Klick.
Eines meiner ältesten Selbstporträts ist ein verdecktes Aktfoto. Haare verdecken das nötigste, in der Hand halte ich Hörner über meinen Kopf.
Ich habe dieses Foto seit Ewigkeiten machen wollen. Weil ich diese wilde Frau in mir zeigen wollte. Kein Outfit hätte gepasst, Dessous wären einfach noch unpassender gewesen. Aber mir ging es nie um die Klicks, geschweige, dass ich mir Gedanken darüber gemacht habe, da das ganze noch reines Hobby zu der Zeit war und ich einfach nur fotografiert habe, was in meinem Kopf so rumschwirrte.
Bei allen aktuellen Akt Fotos versuche ich einen Bezug zwischen Natur und Wilder Frau zu schaffen. Gut, es wird sicher auch nicht jedem gefallen.
Aber es ist wie du schreibst. Meine Seite, meine Entscheidung, meine Fotos.
Auf jeden Fall ein spannendes Thema, welches aber gewiss weiterhin auf beide Weisen umgesetzt werden wird.
Btw ich liebe die Detail Aufnahmen mit der Hagebutte, die sind traumhaft schön <3
Liebe Natalia,
es freut mich gerade total, dass du hier deine Gedanken hinterlässt. Und ich bin absolut bei dir.
Zwei Seiten – kontrovers.
Hab Dank!
Ich stimme dir darin zu, dass ich Emotionen auch wichtiger finde als Nacktheit an sich.
So häufig wird der Körper durch Nacktheit schnell zum Objekt, zu einer Sache die eher dem Zuschauer dienen soll anstatt einen eigenen Willen oder eine eigene Geschichte zu besitzen. Und genau deswegen sind Akt- oder Teilakt-Bilder die eine Geschichte erzählen und Emotionen wecken so faszinierend für mich. Das ist dann Kunst für mich. Das zentrale Element ist eben nicht die Nackheit an sich, sie tritt in den Hintergrund.
Die Bilder mit der Hagebutte sind so schlicht und wunderschön <3
Und wie du sagst, du zeigst hier auch vieles von dir. Indem man andere einen Einblick in die eigenen Gedanken gibt, fühlt man sich manchmal ebenso verletzlich und nackt.
Ich mag es aber sehr, wie du deine Meinung äußerst und hoffe noch mehr von dir lesen zu dürfen.
Liebe Mira,
hab ganz lieben Dank für deine Worte und dein Kompliment!